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Geschwistereifersucht ist nicht unbedingt etwas Ungewöhnliches und tritt relativ häufig auf. Auch Aussagen wie „die kleine Schwester in den Mistkübel werfen“, „sie umtauschen“ oder besser „ganz zurückgeben“ sind keine Seltenheit. Das mag einen als Erwachsenen schockieren, ist aber aus der Sicht des Kindes durchaus eine ganz normale Reaktion. Es war lange Zeit ein Einzelkind und hatte die ungeteilte Aufmerksamkeit der Eltern und der Umgebung. Das erste Kind wird nicht selten wie ein kleiner Prinz oder eine kleine Prinzessin behandelt und jeder Wunsch wird ihm von den Augen abgelesen. Dann kommt plötzlich ein Geschwisterkind dazu und das Erstgeborene wird sozusagen vom „Thron gestoßen“ und das schmerzt. Man könnte durchaus sagen, dass das Kind trauert und es muss sich mit dieser neuen Situation und Rolle erst abfinden.

Die Reaktionen sind allerdings sehr unterschiedlich. Es gibt keine generelle Rebellion oder automatische Krise. Jedes Kind reagiert anders und es gibt auch Erstgeborene, die sehr entspannt mit der neuen Situation umgehen.

Viele Kinder verkraften die Ankunft des neuen Sprösslings problemlos und reagieren sogar mit einem Entwicklungsschub. Andere wiederum nehmen es ganz und gar nicht locker und reagieren mit Verhaltensauffälligkeiten (Aggression, Rückzug, Regression, Schlafprobleme, Wutanfälle,…).
Es ist allerdings nicht so, dass das neue Baby nur gehasst wird. Natürlich mag es das Geschwisterchen auch, aber gleichzeitig, gibt es ihm auch die „Schuld“, dass nichts mehr so ist wie vorher und es jetzt alles Teilen muss.

Die US – Forscherin Brenda L. Volling fand bei Ihren Recherchen heraus:

• Alter: Das Alter des Erstgeborenen bei der Geburt des Geschwisterchens ist entscheidend. 1-2 jährige Erstgeborene leiden stärker, weil sie selber noch mehr Zuwendung und Aufmerksamkeit brauchen.
• Regression auf frühere Entwicklungsstufe: Je nach Entwicklung macht das Kind einen Rückschritt auf ein frühes Entwicklungsniveau. Das wird zum Beispiel sichtbar durch vermehrtes Klammern, wieder Einnässen, Angst vor Trennung etc.
• Mütter ändern Verhalten: Ab der Geburt des Geschwisterchens verlangen viele Mütter vom Erstgeborenen mehr. Das große Kind soll selbstständiger sein und sich an die Regeln halten. Zuneigung und Wärme werden etwas weniger.

Was können Sie tun?

• Mama/Papa – Zeit:

Mama – Zeit/ Papa-Zeit, die das Kind mit dem Elternteil alleine verbringen darf.
Hier geht es nicht um Quantität, sondern um Qualität, auch eine kurze Kuschel- oder Vorlesezeit vor dem Bettgehen kann sehr wertvoll sein.
Die Eltern können sich auch ab wechseln.
Zum Beispiel könnten Sie einmal in der Woche eine Freizeitaktivität mit dem Kind alleine machen, wo jemand anderer auf das Geschwisterchen aufpasst und die Mama und/ oder der Papa nicht dauernd vom Baby abgelenkt sind.

• Privilegien:
Sie könnten dem Erstgeborenen das „großer Bruder/ Schwester“ sein schmackhaft machen, indem Sie ihm Vorteile zeigen, die es hat. Privilegien, die es hat und die das „Kleine-Geschwister“ nicht hat.

• Integrieren:
Es ist oft hilfreich das ältere Kind in die Aufgaben mit dem Baby ein zu beziehen. Das hilft eine Bindung auf zu bauen.
Man kann dem Kind besondere Aufgaben geben, weil schon „groß“ ist und dadurch kann es stolz sein und erhält auch wieder eine Art Sonderstatus.

• Verständnis:
Versuchen Sie Verständnis zu zeigen, wenn der Erstgeborene sagt, dass er sich sein Geschwisterchen weg wünscht. Sagen Sie ihm, dass sie verstehen, dass es blöd für ihn ist, aber dass das neue Kind nun mal auch zur Familie gehört und daher bleiben wird. Gehen Sie auf seine Gefühle ein und fragen sie ihn was es sich wünschen würde oder was ihn am meisten stört. Vielleicht kann man ihm da entgegen kommen.

• Sandwichkinder:
„Sandwichkinder“ sind Kinder, die weder der Erstgeborene noch das Nesthäkchen sind. Sie haben eine Zwischenposition in der sie weder sie Vorteile des einen noch des anderen haben. Dadurch haben sie es oft etwas schwerer und es ist wichtig, dass sie nicht übersehen werden. Sie könnten sich überlegen ihm auch eine besondere Rolle zuerkennen.

• Aggressionen:
Aggressionen gegen das Baby/ das jüngere Kind kann man natürlich nicht dulden, allerdings entstehen sie häufig, weil sich Kinder in diesem Alter noch nicht so gut ausdrücken können und dann körperlich reagieren. Geben Sie ihm Gelegenheit sich anderweitig abzureagieren. Es ist ok wütend zu sein, jedoch ist es nicht ok es an dem Geschwisterkind auszulassen.
Grundsätzlich ist zu sagen, dass es normal ist, dass Kinder sich streiten, gerade bei Geschwistern. Jedoch kommt es auf das Ausmaß an und es ist nicht ok, wenn einer den anderen schlägt und beschimpft.
Es ist wichtig eine Streitkultur zu entwickeln und dabei ist schlagen und sonstige Gewaltanwendung tabu. Die Kinder sollen lernen Streitigkeiten auf andere Art und Weise zu lösen. Dazu brauchen sie zu Beginn die Hilfe der Erwachsenen. Sie können ihnen zum Beispiel zeigen, wie man Unstimmigkeiten verbal ausdiskutiert.

• Anhänglichkeit:
Die Anhänglichkeit kommt wahrscheinlich daher, dass das Älter Kind sie nicht verlieren will und so verstärkt um Aufmerksamkeit buhlt. Es hat Angst, dass es etwas versäumt, wenn er im Kindergarten ist und das Baby bei Ihnen. Auch hier wäre es gut, wenn es eine Mama-Zeit ohne Baby hätte, die nur ihm gehört.

• Aufmerksamkeit:
Manche Kinder entwickeln regelrecht Techniken, wie sie die Mutter/ den Vater an sich binden, um die alleinige Aufmerksamkeit zu bekommen. Das sind oft recht massive Reaktionen, wie Wutanfälle etc.
Oft ist es ein Protestverhalten bei dem sie sich kraftvoll in den Mittelpunkt drängen, um nicht übersehen zu werden. Wenn Sie ihm diese Aufmerksamkeit anderweitig zu kommen lassen, dann merkt es auch, dass es nicht vergessen wird, ohne „Theater“.
Beispielsweise könnten Sie dem Kind vor dem Bett gehen in einem Ritual Zeit mit Mama oder Papa alleine widmen. Es ist wichtig dem Kind klar zu machen, dass es nicht abgeschrieben ist, weil der Bruder oder die Schwester da ist.
Es wäre gut ihm etwas an zu bieten, was nur er darf (weil er schon groß ist).
Außerdem wäre es hilfreich eine „Erstgeborenen-Zeit“ ein zu führen. Zeit nur für sie mit Mama und/ oder Papa ohne Bruder/ Schwester(z.B. Schwimmen mit Papa einmal die Woche, Park mir Mama). In dieser Zeit sollte er die ungeteilte Aufmerksamkeit haben. Das Geschwisterkind muss natürlich ebenfalls diese Zeit bekommen, sonst dreht sich der Spieß um.

• Eifersucht:
Eifersucht aufeinander, kann sich oft zeigen, indem die Angst groß ist, dass der eine mehr als der andere bekommen könnte. Wenn die Kinder um die Aufmerksamkeit der Eltern buhlen, könnte man beispielsweise eine Zeit einführen, die jeweils einem Kind alleine gehört. Das kann pro Tag eine Viertelstunde sein oder pro Woche eine Aktivität.
In dieser Zeit sollte das Kind die ungeteilte Aufmerksamkeit haben.
Weiters wäre es gut die Bindung der Kinder zu stärken. Eine kooperative Aufgabe, die Spaß macht, aber in keinster Weise in Konkurrenz treten. Das hängt stark von den Interessen der Kinder ab und woher die Streitigkeiten kommen. Eine Möglichkeit wäre etwas im sportlichen Bereich zu suchen.