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Das Magazin Bipa Baby – bb mom lud Mag. Mareike Krieger als Expertin zu einem Interview ein.

bb mom: Brauchen Kinder Kuscheltiere? Wenn ja, warum?

Mag. Mareike Krieger: Ja, aber nicht alle Kinder. Kuscheltiere können ein Übergangsobjekt sein, das dem Kind Sicherheit gibt, wenn die Bezugsperson gerade nicht anwesend ist. Es riecht vertraut und fühlt sich vertraut an. Speziell in unbekannten, neuen und beängstigenden Situationen kann ein Kuscheltier sehr beruhigend wirken.

bb mom: Wie entscheidet sich ein Kind für sein Lieblingstier?

Mag. Mareike Krieger: Die meisten Kinder wählen ihr Kuscheltier nach sehr individuellen und persönlichen Kriterien aus. Dazu gehören Geruch, Farbe, Oberfläche, Material, emotionaler Bezug,…

 bb mom: Sagt die Wahl des Tieres irgendwas über die Persönlichkeit des Kindes aus?

Mag. Mareike Krieger: Eine allgemeine Festschreibung wäre unprofessionell. Es gibt sicher manche, die dies tun, aber das gehört in die Sparte Horoskop und Co. Kinder wählen ihr Kuscheltier auch meist nicht nach der Art des Tieres, sondern nach vielen anderen Kriterien aus.

bb mom: Tier oder Schmusedecke…egal oder nicht?

Mag. Mareike Krieger:  Das ist Geschmackssache und hängt auch davon ab was dem Kind angeboten wird. Einer hat eine Windel, die schon löchrig und zerschlissen ist, ein anderer hat eine Kuscheldecke, wie bei den peanuts, wieder andere haben ein Tier und mache haben gar nichts. Kinder lassen sich auch nichts aufdrängen und entscheiden sehr selbstbewusst selber wer zum Liebling erkoren wird. Auch wenn die Mama eine anderes schöner oder praktischer findet.

bb mom: Welche Tiere soll man Kindern anbieten, welche eher nicht?

Mag. Mareike Krieger: Das hängt vom Alter ab. Umso jünger das Kind ist, umso mehr muss man auf die Sicherheit achten. Lose Knöpfe, Augen, etc. könnten sich lösen und verschluckt werden. Bei Babys sollte das Tier nicht zu klein sein, damit es das Kind gut greifen kann. Die Farben sollten klar und nicht zu grell sein. Ein gesticktes oder genähtes Gesicht sind empfehlenswert.

bb mom: Wie erklärt man dem Kind, dass sein Tier weg ist (nachdem es verloren wurde..)?

Mag. Mareike Krieger: Möglichst ehrlich und altersadäquat. Kinder kennen ihr Kuscheltier in und auswendig, daher sollte man ein heimliches Ersetzen vermeiden, da die Kinder es meist bemerken und dann sauer und enttäuscht sind, weil sie belogen wurden. Das beeinträchtigt das Vertrauen. Je nach Alter könnte man mit dem Kind überlegen was das Tier nun für Abenteuer erlebt. Speziell im magisch-animistischen Alter sind Kinder dafür sehr empfänglich.

 bb mom: Sollte man Kinder irgendwann vom Kuscheltier entwöhnen, wie vom Schnuller?

Mag. Mareike Krieger: Da Kuscheltiere meist eine Funktion erfüllen, wenn sie ein Kind sehr lange begleiten, sollte man überlegen, warum das Kind so daran festhält. Ist es verunsichert? Hat es Angst? Daran kann man dann arbeiten. Kinder wollen oft bei der Eingewöhnung in den Kindergarten ihr Kuscheltier mit nehmen, weil es ihm Sicherheit gibt. Es dient als Übergangsobjekt. Da es die Mama nicht dabei hat, kann es als Ersatz etwas von zu Hause mit nehmen, das ihm vertraut ist. Mit Einfühlungsvermögen und Geduld wird die Pädagogin dem Kind Sicherheit vermitteln, damit es sein Tier nicht mehr braucht. Schrittweise wird es oft abgebaut und es braucht das Tier dann nur noch kurz in der Früh, wenn es in die Gruppe kommt und dann wird es links liegen gelassen. Ganz ganz selten haben Kinder diese Tiere noch im Schulalter bei sich. Manchmal dienen sie als Einschlafhilfe und das ist völlig ok.

bb mom:  Wie wichtig ist es, dass ein Kind mit einem (richtigen) Tier aufwächst (soziale Kompetenz..)?

Mag. Mareike Krieger: Ein echtes Tier ist etwas Schönes, man sollte jedoch die Umstände in Betracht ziehen. Hat man genung Zeit und  Platz? Was erwartet man von ihm, will man kuscheln, oder beobachten? Wie alt ist das Kind? Welche Aufgaben und Verantwortung kann es übernehmen? Das Kind lernt durch ein Tier bestimmt, dass es auch Gefühle und Bedürfnisse hat und dass es darauf achten muss. Das Tier zeigt, wenn es nicht spielen will und will auch Gassi gehen oder fressen, wenn es einen nicht freut. Tiere spüren oft die Emotionen sehr stark und können Tröster sein. Ich würde sagen, dass es wunderschön ist, aber für die Entwicklung nicht unbedingt notwendig. Die Umstände müssen passen.

bb mom: Welche Tiere sind für Kinder nicht geeignet (z.B. Hamster)?

Mag. Mareike Krieger: Alle empfindliche Tiere sind ungeeignet. Auch die Eltern des Kindes spielen eine große Rolle. Wo liegen ihre Interessen? Sie müssen ein gutes Vorbild sein und sich auch kümmern wollen, denn ein Kind kann ein Tier nicht alleine versorgen. Die Erwachsenen müssen dem Kind zeigen, wie man mit dem Tier umgeht. Kinder sind oft sehr grob und ein Hamster kann zerquetscht werden, der Maus reißt leicht der Schwanz ab und dem Meerschweinchen können leicht die Beine gebrochen werden. Grundsätzlich kommen viele Tiere je nach Geschmack in Frage, aber die Eltern müssen mit machen und dem Kind den richtigen Umgang lernen. Hunde, wie Golden Retriever oder Collies sind sehr kinderlieb. Katzen sind kuschelig, aber oft sehr stur. Meerschweinchen und Hasen sind unkompliziert, aber sehr stressempfindlich. Hamster sind lustig, aber nachtaktiv und zum Kuscheln ungeeignet. Rennmäuse sind sehr witzig und lernbereit, aber können beißen. Man sieht es ist Geschmacksache und eine Frage des Umgangs. Passieren kann immer etwas, aber bei artgerechter Haltung kann die Familie viel Freude mit einem Tier haben.

 bb mom: Welches Haustier ist am geeignetsten für 0-3 jährige?

Mag. Mareike Krieger: Das ist eine Sicherheitsfrage, da Kleinkinder recht grob sind, auch wenn sie es nicht böse meinen. In diesem Alter braucht man noch kein eigenes Tier. Jedoch kann sich das Kind mit nahezu jedem Tier zusammengewöhnen, das in der Familie lebt. Wichtig ist, dass die Eltern auf den richtigen Umgang achten.

bb mom: Wenn das Haustier vor dem Kind da war, auf was muss man achten?

Mag. Mareike Krieger:  Auf einen Eingewöhnungsphase zu Beginn, denn es kann sehr schnell zu Eifersucht kommen.Tiere können eifersüchtig reagieren, wenn sie plötzlich nicht mehr der alleinige Liebling sind.  Es kann auch zu Revierkämpfen kommen und das Tier will eventuell seinen Platz verteidigen. BesondereVorsicht ist geboten, wenn das Tier größer ist als das Baby, denn dann kann das Beuteschema zum tragen kommen. Man muss dem Tier unbedingt klar machen, dass das Baby über ihm steht in der Rangordnung. Für das Tier sind die Familienmitglieder wie ein Rudel. Allerdings sollte man das Tier nicht links liegen lassen um die Eifersucht nicht zu schüren. Lassen sie Ihr Baby niemals mit dem Tier alleine. Eine Katze könnte sich auf das Gesicht des Babys legen, wenn sie ins Kinderbettchen springt. Vorsicht auch bei Krankheitserregern (abschlecken). Etablieren sie von Anfang an klare Regeln!

 bb mom: Wann kann es für das Baby gefährlich werden?

Mag. Mareike Krieger: Bei falschem Umgang kann es sehr schnell gefährlich werden.Es könnte sein, dass das  Tier aggressiv reagiert. Tieren sind immer unberechenbar. Besonders gefährlich ist es, wenn das Tier und das Kind ohne Aufsicht alleine zusammen sind. Auch Allergien können bedrohlich sein.

Die  Artikel können Sie im Bipa-Baby-Magazin bb mom Ausgabe Herbst 2011 auf S.52 – 54 „Tierisch gute Freunde“ und S.56 -57 „Immer auf Kuschelkurs“ nachlesen.