(basierends auf dem Buch „Erste Hilfe für traumatisierte Kinder“ von Andreas Krüger)
Was ist ein Trauma?
Eine traumatische Situation ist eine für das Kind extreme, existentielle Bedrohung. Bei der es sich selbst, seine körperliche und seelische Einheit oder andere Menschen als bedroht erlebt. Das Kind hat das Gefühl ohnmächtig zu sein und nichts tun können.
Die Folgen des Traumas sind, dass das Herz ist wie schockgefroren ist und gefroren kann es nicht weinen. Bei einer Psychotrauma – Folgestörung ist ein hinschauen nicht möglich, weil dies wieder eine neue Schocksituation bedeuten kann.
Oft wird die Vergangenheit mit der Gegenwart verwechselt. Trigger (Hinweisreize) können traumatischen Stress erneut auslösen (Bilder, Geräusche, Berührungen,…).
Typische Schockzeichen beim Kind
Psychische Zeichen z.B. Gefühl von existentieller Angst, Gefühllosigkeit, neben sich stehen
Innere körperliche Zeichen z.B. Gefühl von Schwindel, Übelkeit, Ekel, Atemnot, Herz rasen
Äußerlich sichtbare körperliche Zeichen z.B. Blässe, Zittern, Schwitzen
Schutzfaktoren vor Trauma-Folgestörung- Resilienz
Tragende familiäre Beziehungen
Extrovertiertheit, Selbstbewusstsein
Fördernde außerfamiliäre soziale Umwelt
Emotional kompetente Bezugspersonen
Reichhaltiges Repertoire an Bewältigungsstrategien
Plötzlich auftretende „sinnvolle“ Zeichen einer Extrembelastung sind ein Schutzmechanismus des Körpers. Dies muss man von längerfristigen Reaktionen mit Krankheitswert unterscheiden.
Von einer Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) spricht man zum Beispiel erst, wenn die Symptome länger als ein Monat nach den Ereignissen auftreten.
Posttraumatische Belastungsstörung – für Kinder typische Krankheitszeichen
Man spricht von 4 Symptomgruppen, die sind typisch nach einer Traumatisierung
Hyperarousal:
Zeichen der Übererregung z.B. motorisch hyperaktiv, Ein- und Durchschlafschwierigkeiten, Schreckhaftigkeit, erhöhte Reizbarkeit, aggressive Impulsdurchbrüche, Konzentrationsschwierigkeiten, Stimmungsschwankungen
Intrusionen:
Wiederkehrende überwältigende Erinnerungen wie Bilderstürme, Empfindungen, Flashbacks und Alpträumen: plötzliche und ‚lebendige‘ Erinnerungen, die überwältigen und aufs neue traumatisieren
Vermeidungsverhalten und veränderte Bewusstseinszustände (Dissoziation):
Vermeidung von Orten, Tätigkeiten, Stichworten, Menschen, die etwas mit dem Ereignis zu tun haben:Vermeidung von Gedanken, Gefühlen, oder Gesprächen, die das Trauma zum Thema haben Die Unfähigkeit, sich an wichtige Details der Situation zu erinnern. Die Unfähigkeit, Trauer, Verlust oder Ärger während des traumatisierenden Ereignisses bewirkt, dass das Trauma auch weiterhin nachwirkt, ohne dass das dem Opfer bewusst wäre. Depression und sogar Schuldgefühle (weil man z.B. als einziger einen Unfall überlebt hat) sind oft die Folgen.
Kindliche Anzeichen einer Trauma-Folgestörung
Regression, Aggression (Angriff ist die beste Verteidigung), Erstarrung (Marasmus)
Gefühlsreaktionen: Schuldgefühle, Misstrauen, Verminderung des Selbstwertgefühls
Mögliche Ursachen einer psychischen Traumatisierung
Naturkatastrophen:
Technische Unfälle:
Menschliche Gewalt: außerfamiliäre Gewalt, innerfamiliäre Gewalt
Sexueller Missbrauch: körperlicher und seelischer Missbrauch
Verlust eines nahestehenden Menschen
Besonderheiten terroristischer Gewalt
Umgang mit psychischer Traumatisierung bei Kindern
Was das Kind unmittelbar nach dem Schock braucht?
Schutz vor Leuten, Gerüchen, Geräuschen
Sicherheit und Trost
Da sein und das Kind nicht alleine lassen
Aufmerksamkeit und Geborgenheit
Einige Zeit nach der traumatisierenden Situation
Den Dingen Namen geben
Oft fühlen sich die Kinder hilflos, weil sie nicht wissen was mit ihnen geschieht
Es ist entlastend, wenn man dem Kind vermittelt, dass man weiß was mit ihm passiert und in ihm vorgeht
Die Seele ist verletzt
Das Gehirn schaltet auf eine Notfallprogramm
Die Symptome sind lästig, aber nützlich (3 Kreise – Zwiebel)
Stopp – Regel, wenn Kind sich unwohl fühlt, zu aufgewühlt ist,…
Altersbedingte Maßnahmen
Jüngere Kinder:
Nähe und Zuwendung
Viel Ruhe
Geregelter Tagesablauf
Unnötige Trennungen vermeiden
Körperlichen Stress vermeiden (Schlafentzug, Hitze, Kälte, Lärm, Hunger,..)
Mittlere Kinder: (Grundschulalter)
Am leichtesten, aufgeschlossener aufgrund der Latenzphase
Über Bedürfnisse sprechen
Angebote für Körper, Seele und Geist
Sicherheit und Halt
Ältere Kinder:
Coolness – oft zu Beginn keine Hilfe annehmen
Verständnis zeigen
„Wie immer“ sein
Geduldig sein
„Gummibandprinzip“ – nachgiebig, geduldig, letztendlich standhaft
Fels in der Brandung
Praktische Übungen
Heilende Wirkung der Vorstellungskraft
Fantasie und Vorstellungskraft sind bei Kindern unglaublich stark. Schöne Erinnerungen und Vorstellungen sollen geschaffen werden.
Spielerischen Übungen dienen:
Der Stabilisierung des Psychischen Zustandes
Der Distanzierung von Erinnerungen an das Trauma und damit zusammenhängenden Gedanken
Der „inneren Wundpflege“ von Anteilen im Kind oder Jugendlichen, die durch die Ereignisse verletzt wurden
Gepäck ablegen: alles was man nicht braucht in einen Koffer packen und ablegen, aussortieren
Schatzkiste: kleine Kinder Schatzkiste basteln, jeden Tag bunten Schnipsel oder Stein,.. als Symbol für schöne Erfahrung hinein legen
Tagebuch: gute Erfahrungen nieder schreiben, auch kleine – an schlechten Tagen darauf zurück greifen
Traumfänger: gegen böse Träume
Tresor: überschießende Gefühle – Wut, Angst, Verzweiflung in gedachten oder gemalten Tresor sperren, bis man sie wieder raus holen möchte
Regler im Kopf: vorstellen – Gefühle in der Vorstellung herunter drehen
Spiel, Kreativität und Körperlichkeit
Es ist wichtig gut für den Körper zu sorgen, da er die Hülle der Seele ist.
Auch Bewegung ist wichtig , da Stresshormone abgebaut werden können.
Spielen ist die Verbindung zwischen dem Außen und Innen, also der Weg zur Seele.
Die „heile Welt“ während des Spielens bietet Zeit zur Erholung und zur Heilung.
Literatur
Krüger, Andreas: Erste Hilfe für traumatisierte Kinder – Mannheim: Walter Verlag 2010
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